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Donnerstag, 29. Juli 2010

beharrlich

Letzte Nacht hatte ich einen Traum. Es war einer dieser seltsamen Träume. Orte und Personen passten nicht zueinander und doch war alles was ich sah mit meinem Leben verwoben. Die verschlüsselten Bilder hinterließen verwirrende Klarheit.

[du hast die Sehnsucht
wie ein Seidentuch
um mich gehüllt]

Er saß im Garten meiner Oma und wartete. Während unstetes buntes Treiben mich umgab, die anderen Beteiligten das ihnen innewohnende Typische taten und mich damit ganz zu vereinnahmen versuchten, saß er im Garten meiner Oma und wartete. Ab und an begegneten sich unsere Blicke. Mit jedem Blick zog es mich mehr zu ihm hin. Und er saß im Garten meiner Oma und wartete mit der Gewissheit in den Augen, dass ich irgendwann aus dem Kreis der Hektik heraustreten werde und mich neben ihn setze.

[du hast die Hoffnung
an meine Haut
geschmiegt]

Dieser Traum war Ahnung dessen, was mich erwarten sollte und konnte mich gleichzeitig auf nichts vorbereiten. Ich stolperte blindlings durch mein Leben und hatte doch ein deutliches Bild vor Augen.

(Fundstück neu bearbeitet)

warum ich dich schreibe und nicht mich

Wenn überhaupt, spreche ich von mir in verschlüsselten Bildern. So kann ich im Nebel verborgen bleiben. Der Nebel ist mein liebstes Element, weil er die Konturen verwischt und weil ihn die meisten Menschen nicht mögen. Das beruht im Übrigen auf Gegenseitigkeit. Der Nebel mag die meisten Menschen auch nicht. Nur mich, mich mag er. Ich bin dunkel. Ich muss nicht mein Innen nach außen krempeln, damit man die hellen Flecken herauspickt und an die Wand nagelt. Ich will mein Dunkel behalten und den lichten Schein darin einhüllen.

Deswegen schreibe ich lieber dich.

Du bist heller irgendwie und scheinbar. Dich mag man. Das ist offensichtlich. Ja und auch ich konnte deinem Charme nicht widerstehen. Du ziehst mit deinem Licht die Motten an und ich bin nicht mehr als eine solche. Du bist anders als ich, weil du eine Menge tragen kannst. Das Leben selbst hat dir ein paar Lasten auf die Schulter gelegt und du schleppst sie ohne zu zetern. Am Anfang bist du ein paar Mal gestolpert, jetzt nicht mehr. Mich musst du nicht tragen. Ich trage mich selbst. Ausschließlich.

Deswegen schreibe ich dich.

Ich habe nie begriffen, was du in mir siehst, wie du mich lieben konntest. Ein Stück in den Nebel hast du dich gewagt, vielleicht nicht weit genug um alles zu erkennen. Einiges aber hast du gesehen. Weißt du, ich glaube du hast dem Satz: „Liebe macht blind“ den Sinn gegeben. Der Verfasser muss dich gekannt haben. Gibt es eine Steigerung von blind? Du musst mehr als blind gewesen sein, wenn du die Schwärze übersehen hast, die mir innewohnt. Ich meine das nicht negativ. Heimlich habe ich dich dafür bewundert.

Und das ist der Grund, weswegen ich dich schreibe.

Donnerstag, 22. Juli 2010

entfernt

[und dieser Abschied
zerriss mir das Herz]

Es flohen die Sekunden unaufhaltsam dem Vermissen entgegen. Noch ehe wir einander losgelassen hatten, fuhr ein kühler Hauch hinter meine Lieder, ließ das Meer aufbranden. Deine Arme hielten mich umfangen und ich klammerte mich an diesen letzten Augenblick, als ob es mir gelingen könnte, ihn bis zur Unendlichkeit zu weiten. Doch er ging wie auch du. Meine verfroren Blicke folgten dir und jeder deiner zögerlichen Schritte schnitt sich unter meine Haut.

[so wird uns jeder Abschied
Wunden hinterlassen
und jedes Wiedersehen
wird sie heilen]

Donnerstag, 1. Juli 2010

WunschLos

wenn du mich einfach
in den Arm
genommen hättest
sanft
ohne dieses drängende
Bedürfnis
nach fiebriger Berührung
nur wärmendes Halten
das zur Insel wird


in dieser Zeit
als nichts mehr blieb
wie es war

An L.

also fordere mich heraus:
wirf mir die schweren Brocken
vor die Füße


ich will nicht rasten
(höchstens für kurze Zeit)
will nicht in Seichtheit
im gleichförmigen Fluss
der Eintönigkeit
gefangen sein
weil man dort träge
und faul wird;
(bis hin zur Lethargie
aus der es
kein Entkommen gibt)


ich will mich
an dir reiben
meine Kanten schleifen
damit mein Verstand wach
meine Augen scharf
meine Gefühle intensiv bleiben


Ich will dich kunterbunt
bis in die innerste
meiner Zellen spüren.